Unnötige Eskapade beim Rimini-Cup
Sportlich hinterließ Roter Stern Belgrad einen hervorragenden Eindruck. Aber nach einem Zwischenfall mit dem VfB Stuttgart reisen die Schwaben brüskiert ab.
Das hätte eine ganz üble Pointe werden können. Vor zwei Jahren schon sollten die Nachwuchs-Kicker von Roter Stern ihre Premiere beim Hausener Rimini-Cup feiern, was schlimme Überschwemmungen in und um Belgrad verhinderten. Und diesmal musste an der Saale gebangt werden ob der sintflutartigen Regenfälle bis zum Freitag. Eine Regenpause hatte immerhin gereicht, um die Eröffnungs-Zeremonie durchzuziehen und noch einmal Hand anzulegen an das durchweichte Sportgelände.
Und am Samstag? Fantastisches, ja fast zu warmes Wetter. Und ein Team aus Serbien, das sich als die erwartete Bereicherung erweisen sollte. Sportlich. Hochklassig zum Beispiel das Spiel gegen den VfB Stuttgart, als Roter Stern aus einem 0:2 binnen 180 Sekunden ein 2:2 machte, womit die Halbfinal-Teilnahme bereits im zweiten Gruppenspiel gesichert war. “Wir wissen, dass dort sehr gute Jugendarbeit betrieben wird”, sagt Ecki Fehr. Der “Mr. Rimini-Cup” hatte den Club schon länger auf der Agenda, wusste um dessen erfolgreiche Turnier-Teilnahmen, in Italien beispielsweise. “Dann habe ich mit Roter Stern Belgrad Kontakt aufgenommen, und für dieses Jahr kam auch gleich die Zusage”, erinnert sich Fehr an einfaches Prozedere im Vorfeld.
Die Erben von Robert Prosinecki, der mit Roter Stern 1991 den Pokal der Landesmeister gewann, noch im damaligen Jugoslawien, waren gerne an die Saale gereist, wie Milan Erakovic bestätigt. “Dieses Turnier hier ist wirklich gut organisiert. Wir sind gut untergebracht und der Platz ist in einem einwandfreien Zustand”, sagte der Team-Manager. In den acht Jugendaltersklassen des Vereins wird vor allem auf eine gute technische Ausbildung Wert gelegt. Die älteren Jahrgänge können auf ein vereinseigenes Sportgymnasium gehen, dürfen dort den Traum vom Profi leben, der sich nur für wenige erfüllt mit den Spielen im Stadion “Rajko Mitic”, im sogenannten “Marakana” also, das 55 000 Zuschauern Platz bietet.
Ein geschenktes Tor
“Wir wollen den Leuten hier guten Fußball zeigen und sind sicher in der Lage, auch das Finale zu erreichen”, sagte Erakovic am Samstag. Eine Prophezeiung, die sich erfüllen sollte. Turniererfahrung im Ausland sind für den 1945 gegründeten Verein fast schon Normalität. Pro Jahr stehen insgesamt etwa 20 Turniere auf dem Fortbildungs-Programm für den Nachwuchs, meist im europäischen Ausland. Die Serben hätten eine prima Visitenkarte ablegen können, stattdessen überschattete ein Eklat das Turnier. Ein Tor hatte Roter Stern im letzten Gruppenspiel der SpVgg Greuther Fürth quasi geschenkt. Damit standen die Mittelfranken im Halbfinale – und nicht der VfB Stuttgart. Als sich der Beschiss herumsprach, zogen Fürther wie Stuttgarter am Abend ihre (mögliche) Halbfinal-Teilnahme zurück.
“Was exakt war, hat keiner so genau mitbekommen”, äußert sich Hausens Vorsitzender Wolfgang Lutz zurückhaltend. Kolportiert wurde, dass es unter einigen Spielern nationalistisch angehauchte Animositäten gegeben hätte, weil beim VfB Spieler mit albanischen Wurzeln stünden. Die Folgen: Der VfB Stuttgart reiste am Sonntagvormittag ab, der Turnierplan wurde über den Haufen geworfen, das Spiel um den dritten Platz abgesagt. Da war sie dann doch – die üble Pointe in Sachen Roter Stern, dessen Premiere an der Fränkischen Saale wohl gleichbedeutend mit der letzten Turnier-Teilnahme ist.