Wenn dem Trainer das Herz aufgeht
Bayerische U-15-Auswahl gewinnt den 23. Rimini-Cup – Organisator Eckhard Fehr kündigt seinen Rücktritt an
Die Bayernauswahl wird langsam zum Dauerbrenner beim Rimini-Cup der TSVgg Hausen. Bei der 23. Auflage dieses hochkarätigen internationalen U-15-Turniers gelang den besten Nachwuchskickern des Freistaates der dritte Sieg, nachdem sie 2011 noch von Hoffenheim im Endspiel daran gehindert worden waren. Zwölf Monate später war Slavia Prag ein etwas weniger starker Gegner, am Ende triumphierte die Bayernauswahl mit 3:0.
Und mitten drin im Konzert der Großen mischte auch der Lokalmatador prächtig mit. Der FC 05 Schweinfurt wurde durch das 3:2 gegen Zenith St. Petersburg Fünfter und musste sich beispielsweise dem späteren Finalisten Prag nur mit 0:1 beugen. „Das hat uns schon gewurmt“, sagte 05-Trainer Stefan Greubel. „Das Halbfinale war drin. Vor allem wenn man bedenkt, dass wir an unserer Chancenverwertung gescheitert sind. Und das ist ungewöhnlich, schließlich hatten wir in der Bayernliga die meisten Tore geschossen.“ Dennoch: Der Vorsatz, sich auf Augenhöhe mit den Top-Teams messen zu wollen, ist voll aufgegangen.
Da strahlte natürlich auch Lukas Illig. Der aus Aura stammende 05er hat sich mit seinen Leistungen bereits in der bayerischen Förderkader gespielt. Und doch war Hausen der Höhepunkt seiner bisherigen Laufbahn. „Da habe ich all die Jahre zugeschaut“, sagte er mit glänzenden Augen. „Es war immer mein Wunsch, da mit zu spielen.“ Dass es körperlich tüchtig zur Sache ging, sei für ihn nicht überraschend gekommen. Motiviert war ja auch er besonders: „Meine Freunde waren da, da legt man noch eine Schippe drauf.“
Einer der keine Schippe mehr drauflegen wird, ist Organisator Eckhard Fehr. Er hört als Abteilungsleiter der TSVgg auf – und auch als Macher des Rimini-Cups. Dass er bei Letzterem künftig noch mithelfen könnte, schließt er aber zumindest mal nicht kategorisch aus. Trotzdem: „Ich muss endlich auch mal an mich denken.“ Und doch war auch Fehr bestens gelaunt, wie er so da stand mit seinem Schal „Deutschland – Hellas“. „Den haben mir Griechen, die in Danzig waren, mitgebracht“, so Fehr. Er selbst guckte am Freitag das Viertelfinalspiel zwischen Deutschland und Griechenland beim Public Viewing im Rimini-Cup-Festzelt. „Die Griechen waren halt traurig“, spielte er auf den Gemütszustand der PAOK-Jungs nach dem 1:4 an.
Die U15 von PAOK Saloniki selbst schnitt auch nur mittelprächtig ab, gewann aber immerhin das Spiel um Platz sieben gegen Wislaw Krakau mit 4:1. Und so waren die jungen Griechen am Sonntag wieder zum Scherzen aufgelegt. „Der kommt aus Albanien und hat riesige Muskeln“, priesen zwei von ihnen einen dritten Kollegen erst einem gleichaltrigen Hausener an, später dann noch einem Grüppchen einheimischer Mädchen. Die machten Fotos von drei Nachwuchs-Hellenen und alle lachten – so schön kann Völkerverständigung abseits der Euro-Krise sein.
Das Wort Krise kennen sie aktuell bei der Bayernauswahl nur vom Hörensagen. Das Team um je acht Akteure des FC Bayern München und des 1. FC Nürnberg zeigte sich bestens eingespielt. Im Halbfinale gab es gegen Titelverteidiger Hoffenheim (wieder unterstützt vom hiesigen TSG-Unikum Roland „Bisam“ Trapp) mit 3:2 nach Elfmeterschießen die erfolgreiche Revanche für die letztjährige Finalniederlage. Im 2012er Endspiel waren die Weichen schnell gestellt mit der 2:0-Pausenführung gegen Prag. Und dann dieses 3:0 – Jonas Hofmann (1. FC Nürnberg) schloss ein Solo über den halben Platz mit einem Heber ab. „Bei solchen Aktionen geht einem das Herz auf“, applaudierte Auswahltrainer Holger Seitz. „So muss Juniorenfußball sein: Handbremse lösen und spielen.“ Als nächstes geht es zum deutschen Länderpokal nach Duisburg; in der Verfassung sicher nicht ohne Chancen.
Die spannendste Frage freilich dürfte auch in diesem Jahr wieder gewesen sein: Welche Spieler sehen wir in einigen Jahren in der Bundesliga oder gar Nationalmannschaft. Aus der deutschen Auswahl haben ja unter anderem Sami Khedira, Mats Hummels, Mario Gomez, Philipp Lahm und Bastian Schweinsteiger ihre Stollen in den Hausener Rasen gesetzt. Schon 2016 in Frankreich könnten durchaus Gesichter des aktuellen Rimini-Cups zu sehen sein. Ein Tipp: Bernhard Marome vom FC Bayern – einen Augenweide am Ball.